Hartz IV empfängern mehr Gelegenheit zur Selbstorganisation ermöglichen
Die derzeitigen Regelungen führen zu "Scheinhaushalten", weil der natürliche Vorgang der Selbstorganisation (z.B. durch gemeinsame Haushaltsführung) durch Kürzung der Bezüge bestraft wird.
Ist eine Kürzung der Bezugshöhe, bei gemeinschaftlicher Haushaltsführung, tatsächlich günstiger als eine vollständige Wohnung inkl. aller Nebenkosten zu finanzieren?
Ist die soziale Vereinsamung besser als eine gegenseitige Hilfe der betroffenen?
Weshalb wird der Bezug eingeschränkt, wenn ein Haushaltsmitglied eine Tätigkeit aufnimmt?
Allein der verwaltungstechnische Aufwand kostet wahrscheinlich mehr, als die Einsparung durch Minderung des Leistungsbezuges.
Eine Unterlassung dieser Bestrafung selbstorganisatorischer Bemühungen würde zudem in Richtung eines "bedingungslosen Grundeinkommens" führen.
Hartz IV Bezüge gehören dem betroffenen und sind nicht abhängig von der Umgebung in der sich der betroffene aufhält.
Sicherlich gibt es Extremfälle, wo z.B. ein Hilfebezieher mitbewohner in einem Milllionärshaushalt ist, aber wie häufig wird dies vorkommen?
Tatsächlich führt die Anrechnung von Einkommen anderer auf die Leistungshöhe von betroffenen zu erheblichen Problemen und Spannungen innerhalb der Gemeinschaft. Dies führt gelegentlich sogar zur Trennung bzw. Aufhebung von Gemeinschaften, weil der Einkommensbezieher durch Erlangung des neuen Einkommens plötzlich, bezogen auf das dem Haushalt zur Verfügung stehenden Gesamteinkommens, schlechter gestellt ist.
Ein weiterer Grund für die Aufhebung dieser Leistungsbeschneidungen ist die Entmündigung des Einkommensbeziehers durch stetigen Offenlegungszwang gegenüber der Behörde.
Die Konsequenz solcher Effekte kann die Zerstörung des Zusammenhalts zwischen Hartz IV beziehern und nicht beziehern sein, weil die "nicht bezieher", welche im engeren Kontakt zu Hilfsbedürftigen stehen, durch die Behörden belastet werden.
Dirk123
Wie muss über Hartz IV geredet werden
Die Partei DIE LINKE ist aus dem Protest gegen Hartz IV entstanden. Im Parteiprogramm muss deutlich werden, dass Hartz IV nur abgeschafft werden kann, wenn die Betroffenen selbst mithelfen und an die Öffentlichkeit treten und für Aufklärung über die schlechten Bedingungen und Repressalien durch Behörden sorgen .
Wir haben versucht in Aachen die Montagsdemo neu zu beleben. Leider war die Resonanz nicht so groß. Das genau ist das Problem, wenn wir Hartz IV abschaffen wollen, so müssen wir stets betonen, dass wir Hartz IV von seiner Institution her nicht wollen.
Aber auf der anderen Seite müssen wir dafür sorgen, dass in der Zeit der Existenz der Hartz IV-Regelungen, jede mögliche Verbesserung für die Menschen, im monetären, als auch in den organisatorischen Einheiten (Familien, Wohngemeinschaften, Singles) passieren, die die Möglichkeit schaffen, jedmöglichen kreativen Spielraum jedes Einzelnen zu erweitern und somit für die Stabilisierung und "Eingliederung" in ein relativ sichers normales Beschäftigungsverhältnis und "normales Leben" zu gewährleisten.
Das absolute Problem ist der Widerspruch zwischen Abschaffung von Hartz IV, die als letztendlich unser über allem stehenden Ziel steht.
Und andererseits die Akzeptanz von Hartz IV in dem Sinne, dass man in diesem System für alle Betroffenen bessere Bedingungen aushandelt.
Also der Aufruf mitzumachen im Kampf für bessere Bedingungen, wie auch immer die aussehen, muss in diesem Kapitel auf jeden Fall deutlich werden, genauso wie die Reihenfolge in der wir als Linke die Sache angehen.